Fehlerspeicher auslesen
Möglichkeiten & Tipps
Mit diesem Beitrag wollen wir dir helfen herauszufinden, welche Diagnoseart/Diagnosegerät für deine Bedürfnisse am besten geeignet ist. Es ist oft nicht leicht in diesem Thema durchzublicken wenn man nicht weiß welche Möglichkeiten einem überhaupt zur Verfügung stehen. Vorallem nicht wenn du den Glauben hast, dass ein 50€ Diagnosegerät dir alle Tore im Auto öffnet. Hier findest du aufjedenfall Aufklärung:
1.) Was ist ein Fehlerspeicher beim Fahrzeug?
Ein Fehlerspeicher ist die Fähigkeit eines Steuergeräts, Fehlercodes abzuspeichern und abzurufen, damit der Benutzer Korrekturmaßnahmen ergreifen kann. Fast jedes Steuergerät im Auto hat einen Fehlerspeicher auf den du über ein Diagnosegerät oder eine Diagnose-App zugreifen kannst. Die Schnittstelle bildet OBD2- Buchse im Fußraum der Fahrerseite.
Die abgespeicherten Fehler sind, je nach Detaillierungsgrad des Diagnosegeräts, nur spezielle Codes die ausgewertet werden müssen. Zum Beispiel: Der Fehlercode P 0475 bei einem BMW heißt übersetzt: “Abgenutzter Ventil-Abgasdrucksensor.”
Mit dem alleinigen Löschen des Fehlerspeichers sind jedoch keine Mängel behoben. Besteht weiterhin ein Defekt am Fahrzeug, erscheint der Fehlereintrag auch nach dem Löschen des Fehlerspeichers wieder in der Liste.
2.) Möglichkeiten der Fehlerdiagnose am Auto
Jedes Auto hat seine markenspezifische Hardware und Software. Daher ist der Umfang der möglichen Funktionen und Fahrzeugdiagnosen von Automodell zu Automodell unterschiedlich.
Es gibt prinzipiell zwei Arten wie du den Fehlerspeicher auslesen und Wartungsfunktionen ausführen kannst. Entweder mit einer Diagnose-App über das Handy oder einem richtigen Diagnosegerät. Beide Arten greifen über die OBD2 Schnittstelle im Fahrzeug auf die Steuergeräte zu.
OBD2 Diagnose-App oder Diagnosegerät?
Die eigentliche Frage ist hier, welche Funktionen benötigst du überhaupt?
Mit einer Diagnose-App ist es möglich, Fehlerspeicher auszulesen und mögliche Fehler am Auto zu diagnostizieren. Gewisse Anbieter bieten sogar Codiermöglichkeiten an. Der Detaillierungsgrad der Fehlercodes beschränkt sich jedoch meistens auf den Fehlercode selbst. Manchmal steht auch ein kurzer Satz dahinter, wie zum Beispiel “Kompressionsdruck zu niedrig”. Der eine Satz reicht jedoch in den meisten Fällen nicht und der Code muss genauer analysiert werden.
Ein KFZ-Diagnosegerät oder Diagnosesoftware wird eher für Wartungsfunktionen wie Serviceplanung, Kalibrierungen und umfangreiche Eingriffe in die Software benutzt. Das heißt wiederum nicht, dass das Diagnosegerät keine einfachen Fehlercodes oder OBD2 Funktionen (wie z.B Live-Daten) lesen kann. Meistens wertet das Diagnosegerät die Daten sogar besser und detaillierter aus als die App.
So erhältst du z.B zur Fehlermeldung “Kompressionsdruck zu niedrig” auch die Information bei welchem Zylinder der Druck zu niedrig ist. Der Detaillierungsgrad der Fehlercodes hängt genauso wie bei der App von der Qualität und dem Wert des Diagnosegeräts ab. In den meisten Fällen zeigt dir ein Gerät mit einem Preis über 50€ verlässliche Fehlerdiagnosen verständlich an.
Aus diesem Grund kann man die Frage, was besser ist, ohne den Einsatzbereich genau zu wissen, nicht beantworten. Möchtest du nur einfache Fehlercodes auslesen, reicht in den meisten Fällen ein Basispaket einer OBD2 Diagnose-App und ein OBD2/Bluetooth Adapter. Möchtest du jedoch bei einem VAG -Fahrzeugen den Ölservice zurückstellen oder den Lenkwinkelsensor kalibrieren, wirst du ein umfangreicheres KFZ-Diagnosegerät benötigen.
Welches KFZ-Diagnosegerät für den DIY Hobbyschrauber?
Nach einigen Testungen und Vergleichen haben wir für uns einen Favoriten in beiden Kategorien ausgesucht.
Die Carly App:
Die Carly App ist eindeutig der Vorreiter am OBD2 Diagnose-App Markt. Es gibt unzählige Anleitungen, Reviews usw im Netz die die Funktionen der App vorstellen. Tatsächlich hat sich die App in den letzten paar Jahren stark verbessert und ihr Spektrum erweitert. Die Firma bietet daher den OBD2 Adapter und die App in verschiedenen Variationen an. Für einen Preis von ca. 54€ jährlich bekommst du den Adapter mit den Carly Basis Funktionen.
Die Betonung liegt hier auf “Basis”. Das heißt normale Fehlerdiagnosen mit einem niedrigen Detaillierungsgrad. Möchtest du für die ausgewählte Automarke alle Funktion und Codierungen freischalten, musst du draufzahlen. Nochmal draufzahlen musst du wenn diese Features für alle Automarken freigeschaltet sein sollten. (Was nicht bedeutet das dein Auto diese Funktionen auch unterstützt). Noch dazu kommt das Feature “Smart Mechanic”, welches Fehlercodes detailliert analysiert und dir weitere Hinweise gibt. Damit sollte dir das Reparieren leichter fallen. Wartungsfunktionen sind laut Herstellerangaben ebenfalls möglich.
Die Carly – App kann also ein richtiges Diagnosegerät sein, wenn du bereit bist jährlich einen Preis von 160€ dafür zu zahlen. Möchtest du bei einfachen Fehler-Auswertungen, OBD2 Fahrzeugdiagnosen und paar Codierungen bleiben, reicht die Carly Basis Version mit 54€ jährlich völlig aus.
Das MUCAR CS4:
Für alles was darüber hinaus geht, empfehlen wir dir ein Produkt von der Firma Think Car, nämlich die Produktserie MUCAR*. Genauer gesagt, finden wir für den durchschnittlichen Hobbyschrauber und seine Bedürfnisse das MUCAR CS4 völlig ausreichend. Der Preis beträgt einmalig etwas um 150€ und bietet ausreichende Features für dein Auto an. Das Gerät hat folgende Funktionen lebenslang mit an Bord:
Wir haben das Mucar CS4 genauer unter die Lupe genommen und alles Wissenswerte über die Produktserie MUCAR CS hier zusammengefasst.
In dem verlinkten Beitrag zeigen wir dir wie man mit dem MUCAR CS4 umgeht und welche Möglichkeiten es dir bietet.
Unsere Auswahl fiel deswegen genau auf dieses KFZ-Diagnosegerät, weil es unserer Meinung nach am besten zum DIY’er passt. Es hat genug Funktionen, ist handlich und modern und das wichtigste: Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, wenn du es mit anderen Geräten vergleichst!
3.) Fehlerspeicher auslesen Kosten
Wenn du den Fehlerspeicher in der Werkstatt auslesen lassen willst, kostet dich das etwas zwischen 25€ bis 70€. Die Werkstätten haben meist aufwendige KFZ-Diagnosegeräte die über ein jährliches Abo bezahlt werden. Daher kommt auch der teils kräftige Preis für das einfache Auslesen der Daten aus dem Fehlerspeicher. In den meisten Fällen rentiert sich die Anschaffung eines privaten Diagnosegeräts vollkommen.
Du bezahlst einmal eine größere Summe und hast immer die Möglichkeit dein Auto zu überprüfen und zu warten. Das Fahren in die Werkstatt bleibt dir dadurch auch erspart. Des Weiteren hilft dir das KFZ-Diagnosegerät auch beim Gebrauchtwagenkauf um Informationen oder mögliche Manipulationen aufzudecken.
OBD2 Scanner gibt es auch schon ab 20€, diese haben jedoch zweifellos nicht alle Funktionen verfügbar. Der Detaillierungsgrad der Fehlercode-Auswertung ist bei den kleinen und günstigen Diagnosegeräten ebenfalls sehr niedrig ist.
4.) Fehlerspeicher Verlauf/ Historie nachweisbar?
Nein. Wenn du einen Fehler löschst, verschwindet er. Wurde der Mangel der die Fehlermeldung ausgelöst hat nicht behoben, kommt die Fehlermeldung zurück. Eine Art Historie oder Datenbank, wo alle Fehlermeldungen mit Datum hinterlegt sind, gibt es nicht. Die Einzigen die eine Art Datensammlung des Autos haben könnten (Betonung liegt auf “könnten”) sind die Autohersteller selbst.
Dafür müsste das Auto jedoch immer bei einer Vertragswerkstatt ausgelesen worden sein. Bei Vertragspartnern von BMW zum Beispiel werden die Protokolle automatisch an den Autohersteller übermittelt. Da sie nicht davon ausgehen können das jedes Auto immer bei einer Vertragswerkstatt ausgelesen wurde, ist sogar diese Protokollierung lückenhaft. Das Abspeichern aller historischen Fehlermeldungen eines Autos würde eine Unmenge von Datenmüll produzieren und hätte auch keinen besonderen Zweck.
Wie und wann werden Fehler abgespeichert?
Die Aufzeichnung von Fehlercodes wird bei den meisten Fahrzeugen systematisch ausgeführt:
5.) Fehlerspeicher auslesen/löschen ohne Diagnosegerät
Es ist tatsächlich möglich den Fehlerspeicher (genauer gesagt nur die Fehlercodes) ohne ein Diagnosegerät auszulesen. Jedes neuere Auto Modell hat seine eigene Art Tastenkombination wie es in ein Geheimmenü kommt, um da verschiedene Fahrzeugdaten auszulesen. Die “Gaspedal-Methode” funktioniert jedoch bei nahezu allen Autos die ein elektronisches Gaspedal haben (Autos ab Baujahr 2001).
Fehlerspeicher auslesen mit Gaspedal-Methode
Die Gaspedal-Methode kann je nach Automarke und Getriebeart unterschiedlich funktionieren.
1. Schritt:
Das Auto wird nicht eingeschaltet. Die Zündung wird zur Hälfte gezündet und das Gaspedal und die Bremse durchgedrückt. Darauffolgend drehst du den Zündschlüssel auf die Position “Zündung”.
Bei Automatik-Fahrzeugen kann es sein, dass nur das Gaspedal (ohne die Bremse) bei halber Zündung mehrmals gedrückt werden muss. Den Wahlhebel solltest du ebenfalls auf D stellen.
2. Schritt:
Nun beobachtest du die Motorkontrollleuchte. Blinkt sie ständig im gleichen Takt heißt das “Fehlerspeicher ist leer”
Blinkt die Leuchte jedoch in einem gewissen Intervall mit Pausen dazwischen, werden die Fehlercodes “gelesen” oder besser gesagt “gemorst”.
Beispiel:
10x Blinken – Pause- 1x Blinken – Pause – 9x Blinken – Pause – 9x Binken – Pause ergibt einen Fehlercode P0199. Nach einer Recherche im Internet ergibt dieser Code eine Fehlermeldung wie “ Temperatur des Motorenöls zu hoch “ oder ähnliches.
Bsp: P0195 – P0199 — Temperatur des Motorenöls.
Fehlerspeicher auslesen bei BMW (ohne Diagnosegerät)
Bei BMW kannst du den Fehlerspeicher im “Geheimmenü” auslesen und löschen. Wie du in das Geheimmenü kommst, ist bei den Fahrzeugmodellen von BMW unterschiedlich. Bei den meisten Modellen jedoch erreichst du das Menü mit dem gedrückt halten der “Tacho Taste”.
Danach solltest du unter dem Menüpunkt “Entriegeln” die Summe der letzten 5 Ziffern deiner VIN Nummer eingeben. Im Geheimmenü gehst du dann unter den Menüpunkt “DTC”. Dort findest du bis zu 10 Fehlercodes aufgelistet. Diese Fehlercodes kannst du dir mithilfe vom Internet und Fehlercodelisten übersetzen lassen.
Fehlerspeicher löschen bei BMW (ohne Diagnosegerät)
Bei BMW Fahrzeugen kannst du den Fehlerspeicher unter dem Menüpunkt „SW-Reset“ löschen. Durch diese Rückstellung wird die Software zurückgesetzt und daher auch der Fehlerspeicher gelöscht. Diese Funktion kommt einem Abklemmen der Batterie gleich. Was wiederum nicht gelöscht wird sind sicherheitsrelevante Fehlermeldung wie zum Beispiel Airbag, Gurtstraffer oder Motor.
Fehlerspeicher auslesen bei VAG (ohne Diagnosegerät)
Hier kannst du dir die Fehlermeldungen über die Klimaanlage anzeigen lassen.
Dafür schaltest du zunächst die Zündung des Fahrzeugs an. Danach hältst du für 3 Sekunden lang die Tasten “ECON“ und “UMLUFT” gedrückt, bis der erste Fehlercode erscheint. Über die “Wärmer” – Taste der Klimaanlage schaltest du durch die relevanten Fehlercodes durch. Zeigt das Display “000” an hast du alle Fehlercodes durchgeschaltet. Ist die Meldung “444” von Anfang an sichtbar so sind keine Fehlermeldungen gespeichert und der Fehlerspeicher ist leer.
Fehlerspeicher löschen bei VAG (ohne Diagnosegerät)
Um den Fehlerspeicher bei VAG Fahrzeugen zu löschen benötigst du auch kein VCDS. Der Fehlerspeicher lässt sich ebenfalls über die Klimaanlage löschen. Wenn der Code “000” angezeigt wird, hältst du die Taste ”ECON” solange gedrückt, bis die Meldung “444” auftaucht. Diese Meldung ist die Bestätigung das der Fehlerspeicher gelöscht wurde und somit leer ist. Um das ganze Menü zu verlassen betätigst du nur einmal kurz die “ECON” Taste.
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