Motor warmlaufen lassen im Stand?

Fakten & Mythen erklärt!

Du kennst sicherlich die Diskussion darüber, ob du den Motor vor dem Fahren laufen lassen und aufwärmen solltest. Niemand möchte im kalten Winter einfach ins Auto springen und losfahren – genauso wenig möchte das dein Auto. In diesem Artikel sprechen wir darüber, ob, wann und warum du deinen Motor im Leerlauf laufen lassen und aufwärmen solltest. Hier klären wir dich über alle gängigen Mythen über das Warmlaufen lassen des Motors auf und zeigen dir, wieso einige dieser Praktiken veraltet sind.

Veraltete Tatsachen und Irrtümer

Du hast bestimmt schon gehört deinen Motor nach dem Starten im Leerlauf laufen zu lassen oder nicht? Einige davon waren früher legitim, aber viele gelten heute als überholt. Selbst bei extrem kaltem Wetter. Lass uns einige dieser Gründe durchgehen, um zu sehen, welche wirklich Sinn machen.

Verdampfter Krafstoff kondensiert auf Kühlen Motorteilen?

Ein valides, wenn auch veraltetes Argument besagt, dass verdampftes Benzin auf kühlen Motorteilen kondensiert. Du kennst das vielleicht, wenn du kaltes Wasser in ein Glas gießt und sich Kondenswasser auf dem Glas bildet. Ähnlich passiert das mit dem Treibstoff in den Einlassspuren, auf dem Kolbenkopf und den Zylinderwänden. Früher galt dies vor allem für Autos mit Vergaser und manuellem Choke.

Moderne Autos sind jedoch schlau, mit Steuergeräten (ECUs) und zahlreichen Sensoren, die den Motor überwachen und Kaltstarts regeln. Die ECU fügt mehr Treibstoff hinzu und passt sogar die Zündzeitpunkte an, um sicherzustellen, dass der Motor sofort reibungslos läuft.

Moderne Motoren haben heutzutage eine Direkteinspritzung, was dieses Problem fast vollständig löst. Wenn es also um ordnungsgemäßen Betrieb geht, musst du einen mit Treibstoff eingespritzten Motor nicht aufwärmen.

Kondens an Zylinderwänden bei Motor warmlaufen lassen?
Kondensation an den Zylinderwänden?

Muss das Öl zuerst auf Temperatur kommen?

Ein weiteres Argument betrifft den Ölfluss. Vielleicht hast du gehört, dass das Motoröl erst auf Betriebstemperatur kommen sollte, da es bei Kälte nicht richtig fließt und zähflüssiger ist. Das stimmt für Motorenöle aus den 1950er Jahren, aber moderne Öle sind Mehrbereichsöle, speziell für diesen Zweck entwickelt. Angenommen, du verwendest ein 5W30-Motoröl:

Die erste Zahl ist der Wintergrad, der die Viskosität bei niedrigen Temperaturen angibt – in diesem Fall nur fünf. Die zweite Zahl nach dem W steht für den Betriebsgrad oder die Viskosität bei Betriebstemperaturen. In diesem Fall 30. Das bedeutet, dass das Öl bei einem großen Temperaturbereich fast dieselbe Viskosität bzw. Dicke hat. Der Ölfluss ist also kein Grund zur Sorge.

INFO BOX:

Nicht alle Automodelle zeigen auch die Motoröltemperatur im Bordcomputer an. Die meisten (vor allem alten Autos) haben nur eine Kühlmittel-Anzeige im Tachometer. Du erkennst das mit einem Blick auf das Symbol neben der Temperaturanzeige (siehe Bild).

Vergleich: Öltemperatur & Kühlmitteltemperatur
Temperaturunterschied zwischen Kühlmittel & Motoröl

Was wirklich wichtig ist!

Da nun die Mythen aufgeklärt sind, gehen wir auf die Punkte ein, die tatsächlich Auswirkungen auf den Motor bzw. auf die Fahrzeugtechnik haben.

Öldruck aufbauen lassen

Der Öldruck hingegen muss aufgebaut und im gesamten Motor verteilt werden, damit alle Komponenten gut geschmiert werden. Glücklicherweise passiert das sehr schnell. Der Moment, in dem beim Zündung geben die Öl- oder Motorkontrollleuchte erlischt ist der Zeitpunkt, an dem du ohne Bedenken losfahren kannst. Die Bauteile haben in der Zwischenzeit schon ihre Schmierung bekommen.

Kalten Motor nicht zu stark belasten

Das heißt jedoch nicht, dass du sofort Vollgas geben solltest. Wenn die Bauteile heiß werden, dehnen sie sich aus. Es gibt viele kritische Toleranzen, die erst dann stimmen, wenn alle Komponenten heiß geworden sind und auf ihre Maße ausgedehnt haben. Wenn du jemals einen Motor zusammengebaut hast, weißt du genau, wie eng und präzise diese Toleranzen sind.

Ein gutes Beispiel dafür sind die Abstände zwischen deinen Kipphebeln, Nocken, Ventilen und vielen anderen Teilen. Wir sprechen hier von 0,03 mm zwischen der Zylinderwand und dem Kolben – so dünn wie ein menschliches Haar.

Wenn du also in das Auto steigst und sofort den Motor beanspruchst, bewegen sich all diese Motorbauteile bei weniger als idealen Toleranzen. Das wird wahrscheinlich zu beschleunigtem Verschleiß oder sogar zu einem Schaden führen.

Motor nicht belasten, Motor warmlaufen lassen im Stand?
Kalten Motor nicht zu stark belasten!

Bußgeld für Motor warmlaufen lassen im Stand

Da wir die technischen Aspekte nun beleuchtet haben, werfen wir einen Blick auf die rechtlichen Konsequenzen beim Motor Warmlaufen lassen im Stand. In einigen Regionen ist es nämlich nicht nur eine Frage der Fahrzeug-Gesundheit, sondern kann auch mit Bußgeldern geahndet werden.

Eine der Hauptgründe, warum das langwierige Warmlaufen lassen des Motors im Leerlauf vermieden werden sollte, ist die Umwelt. Viele Städte und Gemeinden haben spezielle Verordnungen erlassen, um die Luftqualität zu verbessern und den CO2-Ausstoß zu reduzieren.

Das unnötige Laufenlassen des Motors trägt zur Umweltverschmutzung bei und verstößt oft gegen lokale Bestimmungen.

Das Bußgeld für Motor laufen lassen im Stand beträgt in Deutschland circa 80 €, wobei es in Österreich, je nach Region, schon 150 € sind. Im Gesetzbuch steht sogar, dass Strafen bis 5000 € möglich sind. Diese Strafsumme ist jedoch sehr unüblich und meistens in Kombination mit anderen zusammenhängenden Strafverfahren fällig.

Bußgeld für Motor warm laufen lassen im Stand
Das Bußgeld bis zu 5000€ – in der Realität miest jedoch nicht mehr wie 150 €

Fazit: Motor warmlaufen lassen im Stand?

Es sei denn, dein Auto hat einen Vergaser mit manuellem Choke oder du hast irgendwie Motoröl aus den 1950er Jahren gefunden und es in deinen Motor geschüttet (eine fragwürdige Entscheidung), musst du dein Auto nicht im Stand warmlaufen lassen. Halte die Drehzahl einfach moderat, bis die Betriebstemperatur erreicht ist, und dann kannst du die volle Leistung abrufen.

Trotzdem wissen wir genau, dass alle ihre eigenen Aufwärm-Routinen haben, vor allem im Winter. Unsere persönliche Routine ist es, nach dem Start zu warten, bis die Drehzahl abfällt, um dann langsam mit niedrigen Drehzahlen losfahren zu können.

Wenn die Kühltemperatur im Betriebsbereich liegt, wird die volle Leistung abgerufen. Wenn eine digitale Öltemperatur-Messung vorhanden ist, dann ist es natürlich umso besser bzw. präziser. Wissenschaftlich ist das alles natürlich irrelevant, wie im Beitrag schon erläutert. Es ist jedoch eine Routine und Routinen gehören halt einfach zum Menschen dazu. Was ist deine Aufwärm-Routine?

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